Displayed Words – Displaced

Texte von Don Mee Choi, Athena Farrokhzad, Volha Hapeyeva, Quinn Latimer, Rike Scheffler, Yasmine Seale, Hajra Waheed

Ausstellung

Auftaktveranstaltung: 13.01.2023, 18-20 Uhr

Export_words_1

Hajra Waheeds , The Kamal, Displayed Words – Displaced, Klosterruine, Berlin, 2022. Foto: Diana Pfammatter

Wer und was definiert den Raum, in dem Wörter abgebildet werden? Wie verändert sich die Wahrnehmung von geschriebener Sprache von einem Medium zum anderen?

Die Klosterruine präsentiert in den Wintermonaten in Zusammenarbeit mit CCA Berlin und dem Berliner Künstlerprogramm des DAAD das Programm Displayed Words – Displaced. Wie in der vorangegangen Ausstellungsserie Unfinished Histories wird eine LED Installation auf der Innenfläche der Klosterruine installiert.

Displayed Words – Displaced ist ein Experiment im Umgang mit Sprache, Text und Poesie durch digitale Formate. Wer und was definiert den Raum, in dem Wörter abgebildet werden? Wie verändert sich die Wahrnehmung von geschriebener Sprache von einem Medium zum anderen?

 

Displayed Words- Displaced spielt mit der Wahrnehmung von Text und seinen vielfältigen Darstellungen und stellt Fragen nach den Kontexten, in denen Literatur, Poesie und Sprache wahrgenommen oder verstanden werden können. Schließlich geht es um die Frage, wie Literatur und Sprache vermittelt werden und in welcher Sprache dominante Bedeutungenund literarische Werke in einer „multikulturellen“ Stadt wie Berlin transportiert werden.Wie verhält es sich mit Sprachen, die als minoritär gelten und die man in der Stadt durch alltägliche Begegnungen hört, wie z. B. Türkisch, Arabisch, Vietnamesisch oder Ukrainisch?

 

In den Wintermonaten werden verschiedeneTextfragmente in unterschiedlichen Sprachen auf einem digitalen Display in der Klosterruine präsentiert. Lesungen vor Ort und im CCA Berlin ergänzen das Programm und stellen Autorinnen der Texte einem Berliner Publikum vor. Schließlich wird eine digitale Plattform entwickelt, um die Texte zeitgleich mit der Ausstellung in der Klosterruinezu präsentieren und so eine langfristigedigitale Literaturplattform zu schaffen: displayedwords.org.

Kurator

Fabian Schöneich (*1985 in Gera) ist der Gründer und Direktor des CCA Berlin – Center for Contemporary Arts. Er war Kurator des Portikus in Frankfurt (2014-18), wo erzahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen realisierte, unter anderem mit MinoukLim, Otobong Nkanga, Ade Darmawan, Jana Euler, Lawrence Abu Hamdan, AmySillman. Er arbeitete als Assistenzkurator an der Kunsthalle Basel und demKunstinstituut Melly (früher bekannt als Witte de With Center for Contemporary Art) in Rotterdam. Er kuratierte 2013 und 2014 das Performance-Projekt der List Art FairBasel, mit Beiträgen von Adam Linder, Alex Baczynski-Jenkins, Michael Dean, AnneImhof, Ligia Lewis und anderen. Von 2015 bis 2017 arbeitete er als Berater für dieSektionen Focus, Frame und Live der Kunstmesse Frieze in London und New York.Schöneich ist Herausgeber zahlreicher Publikationen und Monografien. Er studierteKunstgeschichte an der Universität Zürich.

Autorinnen

Volha Hapeyeva, geboren in Minsk, Belarus (1982), ist eine Lyrikerin, Autorin, Übersetzerin und promovierte Linguistin. Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen. In Deutschland war sie u. a. Stipendiatin der Stiftung Preußische Seehandlung (2009) und Gastautorin im Literarischen Colloquium Berlin (2018). In Österreich war sie 2013 Artist-in-Residence im Internationalen Haus der Autoren in Graz und 2014 Artist-in-Residence in Wien (KulturKontakt des Kultusministeriums). 2019/2020 war Volha Hapeyeva für ein Jahr Stadtschreiberin von Graz. 2021/2022 Writer-in-Exile, PEN-Zentrum Deutschland, 2022 – DAAD Fellow.

Hajra Waheeds (*1980) multidisziplinäre Praxis reicht von Malerei und Zeichnung bis hin zu Video, Sound, Skulptur und Installation. Ihre Werke zeichnen sich durch eine ausgeprägte visuelle Sprache und einen einzigartigen poetischen Ansatz aus. Sie nutzt das Gewöhnliche als Mittel, um das Tiefgründige zu vermitteln, und die Landschaft als Medium, um den menschlichen Kampf und eine radikale Politik des Widerstands und der Resilienz zu vermitteln. Zu den jüngsten und bevorstehenden Ausstellungen weltweit gehören: Sharjah Biennale 15, VAE (2023); State of Concept, Athen (2023); CAM St. Louis, Missouri (2023); Kamel Lazaar Foundation/B7L9 Art Station, Tunis (2023); Relations: Diaspora & Painting, PHI Foundation, Montréal; Hum, Portikus, Frankfurt (2020); Globale Resistance, Centre Pompidou, Paris (2020); Lahore Biennale 02, Pakistan (2020); Pushing Paper: Contemporary Drawing from 1970 to Now, British Museum, London (2019); Hold Everything Dear, The Power Plant, Toronto (2019); 57. Venedig Biennale, VIVA ARTE VIVA, Venedig (2017). Sie lebt und arbeitet derzeit in Montréal.

Yasmine Seale ist eine britisch-syrische Schriftstellerin und Übersetzerin. Ihre Essays, Gedichte, Werke der bildenden Kunst und Übersetzungen aus dem Arabischen und Französischen sind in zahlreichen Publikationen erschienen. Zusammen mit Robin Moger ist sie die Autorin von Agitated Air: Poems after Ibn Arabi, das jetzt bei Tenement Press erschienen ist. Zu ihren Übersetzungen gehört The Annotated Arabian Nights, erschienen bei W. W. Norton. Sie lebt in Paris, wo sie derzeit Stipendiatin am Columbia Institute for Ideas and Imagination ist.

Quinn Latimer ist Dichterin, Kritikerin, Herausgeberin und gelegentlich Kuratorin. Zu ihren Büchern gehören Like a Woman: Essays, Lesungen, Gedichte (2017), Sarah Lucas: Describe This Distance (2013), Film as a Form of Writing (2013) und Rumored Animals (2012). Ihre Gedichte, Kritiken und hybriden Schriften sind in Artforum, The Paris Review, The White Review und Texte zur Kunst erschienen, und ihre Lesungen, Performances und sprachbasierten Filme wurden in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und präsentiert. Sie ist die Herausgeberin oder Mitherausgeberin zahlreicher Bücher, darunter Amazonia: Anthology as Cosmology (2021), Simone Forti: The Bear in the Mirror (2019), The documenta 14 Reader (2017) und Pamela Rosenkranz: No Core (2012). Zuvor war sie Chefredakteurin der Publikationen zur documenta 14 in Athen und Kassel. Heute ist sie Leiterin des MA am Institut Kunst Gender Natur in Basel. Sie ist Kuratorin von SIREN (some poetics), einer Ausstellung über Technologien des Mythos und des Mundes, der Erde und des Alarms, die derzeit bei Amant in New York zu sehen ist.

Don Mee Choi wurde in Seoul, Südkorea, geboren. Ihr Buch DMZ Colony (Wave Books, 2020) wurde mit dem National Book Award for Poetry ausgezeichnet. Sie ist Stipendiatin der MacArthur-, Guggenheim-, Lannan- und Whiting-Stiftungen sowie des Berliner Künstlerprogramms des DAAD und der Picador-Gastprofessur für Literatur.

Rike Scheffler (*1985) arbeitet transdisziplinär in den Bereichen Lyrik, Performance, Installation und Musik. 2014 erschien ihr erster Gedichtband der rest ist resonanz bei kookbooks, ihr neuer Gedichtband Lava. Rituale erscheint im Frühjahr 2023 ebendort. Lava. Rituale erkundet zärtliche, spekulative Seinsweisen artenübergreifender Allianz, bewegt sich tief im queeren somatischen Dazwischen. Dort liegt, verankert in Handlung und Um-Handlung, eine mögliche Welt. Für ihre Arbeit erhielt Scheffler 2016 den Orphil Debütpreis für politisches und avantgardistisches Schreiben sowie zahlreiche Förderungen und Stipendien. Zuletzt war sie 2020 Casa-Baldi Stipendiat*in der Deutschen Akademie Rom. Poesie ist für Scheffler Möglichkeitsraum, transformative Praxis. Häufig entwickelt sie aus ihren Gedichten mit Stimme, Loopmaschine, Synthesizer und Effektgeräten immersive Ökosysteme und Realitäten, die gängige Wahrnehmungen in Frage stellen. Scheffler tritt rund um den Globus auf, kollaboriert mit Ólafur Elíassons Institut für Raumexperimente und präsentierte ihre Arbeiten bisher u.a. in der Neuen Nationalgalerie, im Hamburger Bahnhof Berlin, im Palais de Tokyo Paris sowie dem Louisiana Museum of Modern Art. Letzte Veröffentlichungen: Wax and Gold / Solid Gold (Walther Koenig London 2020) Schreibheft 98 (2022). Letzte Performance: Echoes from the Future & letzte Surround Sound + Video Installation: Lava. Rituale, im Rahmen der Ausstellung AI ANCESTORS – Making Kin in the Future in d. Akademie der Künste Berlin, (Juni 2022).

Athena Farrokhzad, geboren 1983 in Teheran, ist eine schwedische Dichterin, Dramatikerin und Übersetzerin. Sie hat bisher vier Gedichtbände veröffentlicht. Ihre Bücher wurden in fünfzehn Sprachen übersetzt, darunter Bleiweiss(Kookbooks, 2019), in der deutschen Übersetzung von Clara Sondermann. Von 2021-2022 war sie Stipendiatin im Berliner Künstlerprogramm des DAAD. Farrokhzad hat Schriftstellerinnen wie Adrienne Rich, Audre Lorde und Marguerite Duras ins Schwedische übersetzt und ihre Theaterstücke wurden in Oslo, Istanbul und Berlin inszeniert. Sie lebt in Stockholm, wo sie als Kuratorin für Literatur im Kulturhaus arbeitet.

Gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa aus Projektmitteln von Draussenstadt und unterstützt vom Berliner Künstlerprogramm des DAAD.