Cruising the End Times

20.07.2019, 20h/8pm School of Harms + Babes Bar 07.09.2019, 18:30h/6:30pm Ariel Efraim Ashbel and Friends + Babes Bar 14.09.2019, 20h/8pm Young Boy Dancing Group (Valentin Tszin, Betty Apple, Kiani del Valle, Maria Metsalu, Nicolas Roses, Manuel Scheiwiller) + Babes Bar Curated by: Christopher Weickenmeier

Ausstellung

20. Jul – 14. Sep 2019

Wir sind zurück. Und wir fangen am Ende an, und bleiben da, eine Szene, eine Bewegung und einen Tanz lang. Die erste Szene: The School of Extinction & Ephemeral Harms. Sie denken über das Ende der Menschheit und die vielen Enden des Anthropozäns nach. Sie wollen eine Oper spielen, die meisten von ihnen sind meine Freunde, deshalb weiß ich, dass es dunkel und präzise sein wird.

»Wie du weißt, Apokalypse bedeutet Offenbarung von Wahrheit, Enthüllung.«, schrieb Jaques Derrida und ich glaube ich weiß es nicht. Das Ende der Welt ist so alt wie der Name selbst. Derrida schlägt vor, dass die wahre Apokalypse der »nackte Name« ist, der Name also, der nur für sich selbst steht. [Derrida 28] Wenn niemand mehr übrig ist, um die Geschichte zu erzählen, kann ihre symbolische Bedeutung nicht mehr geborgen werden. Der Tod hinterlässt dagegen Spuren.

Und doch hat auch das Ende der Welt Spuren hinterlassen. Es überdauert in Form einer endlosen Geschichte. Warum hängen wir so sehr an ihr, obwohl sie nicht tut, was sie vorgibt zu tun? Was wäre, wenn dies nicht einmal interessant ist, sondern einfach nur schlechte Form? Vielleicht muss das Ende als das Ende…enden?

Ein Problem liegt in der impliziten Annahme, dass das Ende gleichbedeutend mit unserem Ende ist. Ich glaube, das hat Ariel gemeint, als er sagte, dass er und seine Freunde sich fragen, wie sie die Figur des Menschen – stellen Sie sich hier vor, wie sie mit den Armen etwas zur Seite drücken – mit ihrer uralten anthropozentrischen Sperrigkeit, loswerden können. Die Apokalypse soll die Wahrheit enthüllen, und jetzt ist der Winter da und alles, was wir haben, ist das was wir während der dritten Episode gefühlt haben. Mitten in einem sehr realen Massensterben, haben wir nur das obsessive Nacherzählen erschöpfter Geschichten, mit denselben alten Dramaturgien und nutzlosen Helden.

Ein weiteres Problem ist, dass die Apokalypse das Überleben zu einem high-stakes Spiel gemacht hat, bei dem es um Leben und Tod geht. Als solche ist sie zu einem beliebten Zeitvertreib von Edge-Lords und, wem mache ich was vor, -Lords geworden. Aber dann denke ich an eine Szene in Deep Impact, und wie Überleben hier bedeutet, dass Elijah Wood sich selbst, seine Freundin und ihren kleinen Bruder vor der Beinahe-Apokalypse retten kann, indem er einen Berg im mittleren Westen gerade hoch genug hinauf fährt, um einem gewaltigen Tsunami zu entkommen. Einem Tsunami, der Sekunden zuvor die gesamte amerikanische Ostküste ausgemerzt hat. Die Profanität und Kontingenz ihres Überlebens ist unglaublich. Es ist völlig abhängig von so vielen Dingen 19 und einem Berg, es ist nahezu bedeutungslos. Oder es ist bedeutsam, ja, aber auf eine Art und Weise, die sich unseren müden Begriffen entzieht und die Integrität des Menschseins untergräbt; und die das Überleben zu der stillen und kaum zu erkennende Leistung macht, die es so oft ist. Denn während das Ende für immer nahe ist, *holt Luft*, »wird alles diskreditiert, was auf das Überleben der unerbittlichen Versklavung durch die leere Welt des Geldes verweist.«
[Notely in Boyer, 204]

*listens*
We‘re only particles of change I know, I know
Orbiting around the sun
But how can I have that point of view
When I‘m always bound and tied to someone*

Am Ende, kurz vor Ende des Sommers, kommt die young boy dancing group in die Ruinen. Ich habe sie eingeladen, weil ihre Tänze mich an die Endzeit erinnern. Und wie man vielleicht in ihnen lebt, indem man etwas findet, das man mag, auch wenn es irreduzibel zerbrochen ist. Und das wahrscheinlich verloren ist, ja.

Pressemappe zum Sommerprogramm