Ähnlich wie Jack Torrance in Stanley Kubricks Horrorfilm The Shining von 1980 hat sich der Künstler und Schriftsteller Steven Warwick bereit erklärt, die Winterschicht in der Klosterruine zu übernehmen. Zwischen Dezember und April wird Warwick seine theatrale Installation instandhalten, sie gelegentlich erweitern und mal als Märchenfigur, als Hofnarr, Volksmythos oder gespenstische Präsenz auftreten. Eine Reihe von surrealen und sozialen Ereignissen – in der Regel an Feiertagen oder Anlässen, die für Erneuerung stehen – strukturiert die Schicht: Drei kleine Shows, die in einem finalen Theaterstück gipfeln, bilden die Szenerie für köstliche Fiktionen und Schrecken, die so echt sind, dass sie sich echt anfühlen.

In der Winter Shift setzt sich Warwick kritisch mit sprachlichen Rhetoriken auseinander, die in der kommerziellen Werbung, im politischen Jargon und im Alltag vorherrschen, und verknüpft sie mit jenen Mythen und Märchen, die den Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein mit Sinn ausstatten. Warwick geht der Frage nach, welche Bedeutung diese Rhetoriken für unsere Realität und unsere Vorstellungen von sozialem Fortschritt hat. Ähnelt sie nicht eher einer kognitiven Verhaltenstherapie, die wie ein Pflaster – oder ein neurolinguistisches Selbsttäuschungsinstrument – fälschlicherweise davon ausgeht, dass diese Märchen tatsächlich die Lösung der zugrunde liegenden Spannungen darstellen. Warwick verwendet die Trope des Unheimlichen oder des Doppelgängers in Kunstwerken, um verwirrende Erzählung zu schaffen, und um das Selbst mit der Sterblichkeit zu konfrontieren, das in der Werbung weitgehend durch eine unsterbliche Peter-Pan-Figur ersetzt wird. Die Figur der Hütte dient als kultureller Archetyp, der Zuflucht, Rückzug verspricht und gleichzeitig als einen makabren Ort der Grausamkeit fungiert (siehe z.B. den Unabomber, Heidegger, Hänsel und Gretel). In der Klosterruine hat sich mit dem zweiten Kapitel der Winter Shift die Weihnachtsmarkthütte in ein mythisches Süßigkeitenhaus verwandelt, in dem die Gefahr von Hänsel und Gretel auf einen Zustand verweist, bei dem das Kind gleichermaßen gefährdet und vom Vater Staat befreit ist.

17. Apr 2022, Ostersonntag, 15:30 Uhr
Urban Renewal
Eintritt frei

Urban Renewal befasst sich mit den Gefahren der Kindheit und der Infantilisierung. Gleicht – nach Blake – die Kindheit wirklich einem Zustand der Unschuld?
*RuPauls Stimme* Zwei Babys stehen vor mir, aber können sie das Gespenst des Ödipus loswerden?
Die Protagonisten begeben sich auf eine epische Reise, und begegnen den Seligen und den Kranken. Kinder werden zu Babys, Babys zu Kindern und Erwachsene wiederum zu Babys. Eine Reise voller gefährlicher Kaninchenbaus. Glücklicherweise hat der Osterhase einige Hinweise hinterlassen. Von Schuldgefühlen geplagt, verwandeln sich die beiden Babys in Symbole für Nahrung, aber lassen sie auch etwas für den Rest der Gesellschaft? Werden sie ihre Quellen des Wissens nutzen, um sich endlich von ihren fratizidalen Impulsen zu befreien, und dem Fegefeuer des Googi-Gagas entkommen?

Cast
Steven Warwick als Osterhase
Laura Welker als Tinky Winky & Die Gute Brust
Beatrice Marchi als Po & Die Böse Brust
Michelle Woods als Michael Jackson, der Glöckner von Notre Dame

14. Feb 2022, 19 Uhr
ISS MICH (A PIG‘S HEAD ON A STICK)
Eintritt frei

An diesem Valentinstag laden wir Sie zu dem Festmahl ISS MICH ein, um sich verzehren zu lassen, miteinander und voneinander. Dies ist der zweite Teil von Steven Warwicks “Winter Shift”.
Die Figur Tony hat aus der Bude vom Weihnachtsmarkt ein Lebkuchenhaus gemacht. Wird sich jemand hineinfressen? Oder eher heraus, um zu entkommen? In Anlehnung an Hänsel und Gretel, die lernen, den Gesellschaftsvertrag mit ihren Eltern neu auszuhandeln, sollen auch unsere Beziehungen und unser Schicksal alchemistisch sein. Wenn ödipale Beziehungen bröckeln, stabilisieren zeitgenössische Märchen und Mythenbildung den notwendigen Sinn, um sich in der Welt der Erwachsenen zurechtzufinden: Kann man eigentlich wieder in den Kaninchenbau fallen und sein verdammter Vater werden? Lassen Sie uns bei Wein und Hostien in der neuen Pop-up-Bar TRANSUBSTANCH meditieren und verdauen.

Es findet die Performance PIG‘S HEAD ON A STICK statt. Bitte erscheinen Sie pünktlich.